Tipps für das Texten

Der alltägliche Sprachgebrauch ist von unpassenden, nicht korrekten Ausdrücken durchsetzt. Hier eine Liste falsch verwendeter Worte und richtiger Begriffe für die sprachliche Darstellung von Menschen mit Behinderung:

  • Almosenempfänger – ist ein unpassender Ausdruck, denn er bezieht sich abwertend auf die Person anstatt auf die Sozialleistungen, die in Anspruch genommen werden können.
  • an den Rollstuhl gefesselt – ist niemand; der Rollstuhl ermöglicht vielmehr Mobilität; daher: jemand sitzt, benutzt den Rollstuhl; ist damit unterwegs oder darauf angewiesen. Zu dieser Redewendung gibt es bereits die Antwort, wie sie auf der Webseite www.leidmedien.de gegeben wird: Sollten sie jemanden sehen, der an der Rollstuhl gefesselt ist, binden Sie ihn los.
  • an einer Behinderung leiden – ob Leid vorliegt, entscheiden Betroffene, die nicht auf Mitleid angewiesen sein wollen; besser: Eine Person hat die Behinderung xx, eine Person lebt mit der Krankheit xx.
  • beeinträchtigt – meint die körperliche Seite einer Behinderung und definiert die Betroffenen in negativer Form.
  • Behinderter – unzulässige Bezeichnung einer Person, die damit in ihrer Identität festgelegt wird; zu ihrer Beschreibung ist es besser, von besonderem Förderbedarf zu sprechen und dessen Ursachen zu nennen. Denn es geht immer um den Menschen. Dieser steht im Mittelpunkt, daher die respektvolle Ausdrucksweise „Mensch mit Behinderung“.
  • besondere Bedürfnisse – Menschen mit Behinderungen sind nicht als Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu bezeichnen; sie haben die gleichen Bedürfnisse wie alle Menschen. Es ist Aufgabe der Gesellschaft, die Umwelt chancengerecht und barrierefrei zu gestalten.
  • Gebärdendolmetscher – ist als Begriff zu kurz und unvollständig: richtig heißt es, Gebärdensprachdolmetscher.
  • Geisteskranker – dieses Wort ist abwertend und diskriminierend. Eine korrekte Darstellung unterscheidet zwischen der Person und einer Diagnose. Psychische Erkrankungen sind vielfältig und meist heilbar.
  • geistig behindert – unzulässiger Ausdruck; richtig: Menschen mit Lernschwierigkeiten.
  • gesund und normal – sind zwei häufig benutzte Eigenschaftsworte (Adjektive) und werden so verwendet, als seien sie inhaltlich völlig klar und abgrenzbar. Die Übergänge zwischen gesund-krank und normal-abnormal sind jedoch oft fließend, und die Begriffe Gesundheit und Normalität sind eine Konstruktion. Also dabei bleiben: behindert / nichtbehindert. Mit einer Behinderung zu leben, heißt nicht, krank oder abnormal zu sein.
  • Handicap – dieses Wort ist zweifach falsch: der im Deutschen verwendete Begriff dient der Beschönigung oder Milderung einer Behinderung, und stammt zudem vom englischen cap-in-hand, also dem Betteln mit der Mütze in der Hand, ab.
  • hilfsbedürftig – sollte nicht verwendet werden, denn dieser Ausdruck wertet ab. Menschen bedürfen unterschiedlicher Mittel und eventuell der Assistenzen.
  • in einem gelähmten Körper gefangen – diese Redewendung spricht Menschen mit Behinderung die Selbstbestimmung und Eigeninitiative ab.
  • Klischees vermeiden – in den Darstellungen in Massenmedien werden häufig Bilder und Klischees verwendet, beispielsweise jene von Helden und von Opfern. Diese einfachen Bilder werden für die Vermittlung von Nachrichten genutzt (beispielsweise in der Krisen-, Katastrophen- und Kriegsberichterstattung), gelten aber als ungeeignet, um die Lebenslage von Menschen mit Behinderung zu vermitteln.
  • Krüppel – das ist herabsetzend, entwürdigend und enthält keinerlei Information.
  • das Leben fristen müssen – ist herabsetzend-mitleidig, Menschen mit Behinderung empfinden ihr Leben wie alle anderen.
  • Liliputaner oder Zwerg – absolut unpassende Worte; wenn Kleinwüchsigkeit wesentlich ist, dann als solche benennen; der Ausdruck Liliputaner kommt aus der Literatur („Gulivers Reisen“ von Johathan Swift); die Menschen werden nicht in Zwerge und Riesen eingeteilt; Kleinwüchsigkeit ist eine erblich bedingt auftretende Störung des Wachstums.
  • mongoloid – dieses Wort ist ein no-go, bezieht es sich doch auf die Augenformung; die angemessene Begrifflichkeit lautet, jemand habe Trisomie 21 oder das Down-Syndrom.
  • Opfer – ein nicht zutreffender Begriff, denn Menschen mit Behinderung sind nicht zwangsläufig Opfer oder Helden, die „ihr Schicksal meistern“, „ihr Schicksal überwinden“ oder „gegen ihre Behinderung kämpfen“ (siehe Klischees vermeiden).
  • Pflegefall – diesen gibt es nicht, denn Pflegebedürftige sind keine Fälle; richtiger Ausdruck: Mensch mit Assistenzbedarf.
  • ein Schicksal meistern – in dieser Phrase steckt eine paternalistische Betrachtungsweise der Menschen mit Behinderung; alle Menschen leben mit ihrem Schicksal, manche von ihnen mit Behinderung, aber keineswegs trotz Behinderung.
  • schutzwürdig – unzutreffendes Adjektiv für eine Person mit Behinderung, denn diese hat Würde und Rechte.
  • Sorgenkinder und Schützlinge – jede Person ist in ihrer Würde anzunehmen und soll nicht über Bevormundung oder Obsorge definiert werden.
  • taubstumm – ist falsch, denn gehörlose Menschen sind nicht stumm, sie sprechen Gebärdensprache und verstehen sich als Angehörige einer Sprachminderheit; korrekte Eigenschaftsworte sind taub, gehörlos, schwerhörig, hörgeschädigt oder hörbehindert.
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